Stellung-Fertig-Los

Na, wer wusste sofort, worum es geht? Sprint? Nein, da sagt man es anders…Das Fechten, eine der ältesten Olympischen Sportarten, wird euch in diesem Artikel vorgestellt:

Beim Fechten geht es vorwiegend um eins: Treffen ohne getroffen zu werden. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Deshalb muss man dafür erst einmal auf die Turnierreife-Prüfung hintrainieren, die aus einem theoretischen und praktischen Teil besteht. Bis man so weit ist, braucht man allerdings ungefähr ein dreiviertel Jahr. Am Anfang dieser Zeit lernt man vor allem die richtige Haltung und übt spezielle Schritte und Sprünge. Training für Training steigert man sich, und auch die Übungen werden immer spannender. Etwas mehr als einen Monat vor der Prüfung beginnt man endlich mit den ersten Gefechten. Diese laufen folgendermaßen ab:

Vor dem Fechten ziehen alle Fechter ihre Schutzausrüstung an und bauen zusammen auf. Die ersten beiden verkabeln sich mit dem elektrischen Treffermelder, prüfen, ob alles funktioniert, grüßen sich, das Publikum (wenn vorhanden) und den Obmann (oder Kampfrichter, so etwas wie ein Schiedsrichter), um sich schließlich die Maske aufzusetzen und auf die drei Worte: Stellung-Fertig-Los, das Fechten zu beginnen. Das sieht dann, je nachdem wer ficht, unterschiedlich chaotisch aus. Beim Training ficht man meistens auf fünf Treffer und wer die zuerst hat, hat gewonnen. Am Ende gibt man sich, ganz unabhängig vom Ergebnis, die Hand.

Zum Glück muss der Obmann nicht jeden Treffer sehen, sondern wird vom elektrischen Treffermelder unterstützt. Dieser piept und leuchtet dann, wenn bei Treffern ein Stromkreis geschlossen wird. Manchmal passiert es das die Ausrüstung nicht richtig funktioniert, weshalb sie vor Turnieren immer geprüft werden muss um sicherzustellen, dass alle Treffer auf der gültigen Trefferfläche, und auch nur die angezeigt werden.

Trefferfläche für Florett (blau), Säbel (rot bzw. rotschraffiert) und Degen (gesamte Figur)

Hier sieht man Florettprofis bei Olympia.

Fechten ist kein Zuschauersport? Nein, das ist es wirklich nicht, allein schon weil man ziemlich nah dran sein muss um überhaupt etwas zu erkennen. Trotzdem gibt es einige Dinge, die einem dabei helfen, als Zuschauer Freude am Geschehen zu finden:

Zuallererst, sollte man wissen, mit welchen Waffen gefochten wird. Ein Säbelgefecht kann durch das höhere Tempo teilweise viel schwieriger zu verfolgen sein, als ein Degen- oder Florettgefecht. Ein Gefecht ist außerdem einfacher zu verstehen, wenn man weiß, was als Treffer zählt.

Bei Florett und Säbel hilft einem dabei die Kenntnis des Treffervorrechts. Wer das gerade hat, bekommt den Punkt, wenn zwei Treffer angezeigt werden. Vereinfacht gesagt ist das immer der, der seinen Angriff zuerst angefangen hat, indem er entweder eine Linie gebildet (den Arm ausgestreckt hat) oder eine Vorwärtsbewegung begonnen hat. Er verliert es allerdings wenn der Gegner ihn pariert, oder er den Angriff wieder abbricht. Beim Degen gibt es kein Treffervorrecht, also werden beide Treffer gezählt.

Dem Obmann oder Kommentator zuzuhören, kann auch von Vorteil sein. Der erklärt meist die einzelnen Aktionen. Begriffe die Obleute häufig benutzen sind Angriff/Attaque, Zwischenstoß/Arretstoß (Stoß während eines gegnerischen Angriffs) und Parade (mit) Riposte (Einer pariert einen gegnerischen Angriff und lässt den eigenen Gegenstoß sofort folgen).

Allgemein gilt: Je mehr man gesehen hat, desto mehr versteht man.

Hier noch ein paar Fakten:

  • Bei Olympia kann man mit drei verschiedenen Waffen fechten, die sich durch äußerliche Merkmale und Regeln unterscheiden: Degen, Florett und Säbel

    Ein Degen darf maximal 110cm lang und 770g schwer sein.

    Ein Florett darf auch bis zu 110cm lang aber nur 550g schwer sein.

    Ein Säbel darf bis zu 105cm lang sein und wiegt meist erheblich weniger, als das vorgeschriebene maximum von 500g.

    Degen und Florett sind reine Stoßwaffen. Der Treffermelder zeigt nur an, wenn man mit der Spitze trifft und dabei genügend Druck ausübt. Beim Säbel zählen auch Hiebe. Also wird jede Berührung der Klinge mit der Trefferfläche als Treffer signalisiert.

  • Schon in der Antike hat man gefochten. Die Waffen wie wir sie heute (bei Olympia) kennen entwickelten sich in der Renaissance, als man wegen den aufkommenden Schusswaffen keine Rüstungen mehr verwendete. So konnten sich diese etwas leichteren Waffen durchsetzen.
  • Fechten gehörte zu den zehn Disziplinen bei den ersten Olympischen Spielen in Athen
  • Der Deutsche Fechter Bund wird kurz auch „DFB“ genannt (:
  • Es gibt auch Rollstuhlfechten

Der Reiz dabei ist, meiner Meinung nach, das schnelle Aufeinanderfolgen und Variieren von Aktion und Reaktion. Man muss kreativ sein, um den Gegner einer falschen Fährte hinterher zu schicken und gleichzeitig zu schauen, dass man nicht selbst an der Nase herum geführt wird. Obwohl man die ganze Zeit gegeneinander ficht, entsteht vor allem neben der Fechtbahn ein richtiges Gemeinschaftsgefühl.

Wer das interessant findet und sich jetzt sagt: „Komm, das probiere ich mal aus!“, kann mal bei der Turngemeinde Landshut vorbeischauen. Hier wird neben Florett und Degen auch historisches Fechten (nicht olympisch) angeboten.

Artikel: Y.Laczay (8.Klasse)

Beitragsbild: Pixabay

Bilder von Degen, Florett und Trefferfläche: eigene Aufnahmen

Bild Säbel: Lei Heckel-Wittmer